Brighton Pier
Samstag, 26. September 2009
How beautiful you are
Durch Animation von JR Cabman werde ich mich jetzt auch mal zu einem Seelenstriptease über meine erste Liebe herablassen. Ich werde das wahrscheinlich nicht so ausführlich tun wie er, aber ungewöhnlich klingt es ja vielleicht doch.

Vorab sollte noch gesagt werden, daß ich meine Freundinnen nicht grundsätzlich durch meine Großmutter kennenlerne.


Ich weiß leider nicht mehr genau, wann es war. Und ich ließ mich auch ein wenig von Herrn Cab mit dem Album von The Cure irritieren, was ich deswegen 2 Jahre später einordnete. Richtiger Weise begann es aber im Spätsommer 1986. Damals war ich noch in der Ausbildung für einen sagen wir mal recht konservativen Job, und mein Leben wusste noch nichts von den wirren Wegen in auf denen es Jahre später mehrfach quer durchs Land ging. Also, alles war gut. Und ich lebte damals natürlich noch zuhaus bei den Eltern in diesem großen Dorf im Süden Norddeutschlands.
Wie das immer auf Dörfern so ist, auch wenn sie schon sehr viele Einwohner haben, jeder kennt jeden und man kommt aus diesem Kreis kaum heraus. Bis auf wenige, die es plötzlich in die Ferne treibt. So auch eine Familie, deren Frau Mutter mit meiner Frau Mutter noch die Schulbank gedrückt hat in der Dorfschule mit Schiefertafel und Brotbüchse, wie es damals nach dem Krieg eben so war. Diese Mutter hatte eine Tochter, die für eine Woche Ihre Großmutter besuchte. Und bei eben jener war dann meine Großmutter zum Kaffee und Austausch des neuesten Dorftratschs.
Zu genau der Zeit, es war Samstag Mittag, lag ich noch unter meinem ersten Auto, einem 77er Ford. Da dies ein älteres Auto war lag ich eigentlich an jedem Wochenende unter dem Boliden, weil entweder Rost zu entfernen war, oder der Motor gewartet werden musste. Teilweise fuhr ich abends auch mal mit gerade noch frischen Lack in die Disko.

Jedenfalls, wie ich da so lag und schraubte und aus dem Autoradio die eingelegte Kassette Musik von The Cure, Joy Division, New Order, Human League, The Mission, New Model Army und Sisters of Mercy spielte, rief mich meine Mutter ins Haus, weil meine Großmutter am Telefon sei. Ich wischte mir die öligen Finger notdürftig sauber damit ich das riesige schnurlose Telefon nicht beschmutzte. Da der Empfang natürlich nicht so groß war, setzte ich mich auf die Treppe an der Haustür.

Meine Großmutter erzählte mir kurz bei wem sie gerade sei und daß dort die Enkelin zu Besuch sei, mit der ich als Kleinkind mal im Sandkasten gespielt habe, woran ich mich natürlich nicht erinnerte. Dieser Enkelin sei etwas langweilig und sie würde sich gerne von mir in die Disko in die nächste größere Stadt begleiten lassen. Ach ja? Seit wann bin ich hier Kindermädchen für einsame Enkelinnen? Okay, da ich wußte, daß die Großmutter diesen Abend mit einem zugesteckten Schein wieder gegenfinanzieren würde, willigte ich ein und empfahl mich für den Abend.

Während ich dann die restliche Schrauberarbeit verrichtete mußte ich daran denken, daß ich ja schon mit einem damaligen Freund mit blauen Haaren verabredet war. Okay, den holen wir einfach mit ab, dann wird mir das auch nicht wirklich langweilig. Und wahrscheinlich will sie dann sowieso bald heim.
Irgendwie störte mich aber die Sache trotzdem gewaltig und ich überlegte, wie ich besonders arrogant erscheinen konnte. Da kam mir eine Idee. Damals lief ja noch Miami Vice im Fernsehen und ich hatte so einen silbernen Don Johnson Anzug im Schrank hängen. Den kombinierte ich mit einem blauen Satinhemd und einer magentafarbenen Krawatte! Ich weiß noch wie das damals ausgesehen hat. Ich hätte sicher an der Seite von Sonny Crockett und Rico Tubbs eine gute Figur abgegeben.
Jedenfalls erschien ich in diesem Fummel bei den Großmüttern, aus deren herunter gekippten Kinnladen fast die Prothese herausgefallen wäre. Auch die Enkelin A. sah mich an wie Rotkäppchen den bösen Wolf. Trotz meines Zuhälter-Outfits begleitete Sie mich zu meinen Auto und wir fuhren los um F. abzuholen, dessen auftouppierten Haare die gleiche Farbe hatten, wie mein blaues Satinhemd. A. war merkwürdig still und F. und ich amüsierten uns auf der Fahrt prächtig. Ob wir auch noch an einer Tankstelle Getränke kauften kann ich allerdings nicht mehr mit Sicherheit sagen.

Unser Ziel war eine dieser Großraumdiskotheken, wie sie in den Achtziger Jahren überall in der Provinz aus dem Boden schossen. Diese hatte die Eigenart, daß es immer Samstags um Zwölf ein ca. 10 minütiges Lichtspektakel der Laserkanonen unter der Decke gab. Ich glaube es war schon nach Zwölf und A. hatte sich an Ihren 2 Colas festgehalten und auch manchmal getanzt. Ich dachte noch, will die nicht mal endlich nach Hause, damit wir noch ne richtige Sause unter Männern machen können. Aber Sie blieb. Irgendwann ging dann plötzlich die Musik aus und das Licht an und über Lautsprecher wurde man aufgefordert, die Diskothek umgehend zu verlassen, weil es eine Bombendrohung gab. Das war ja mal was. Sowas gab es doch sonst nur in Berlin (Disko LaBélle).

Okay, wir also raus. Wir verloren dabei den F. Wir standen am Auto und er kam nicht. Plötzlich hatte ich das Gefühl, wir sollten einfach ohne ihn fahren. Das Taten wir dann auch. A. stieg ein und wir fuhren in die Stadt um noch ein Bier in einer Folk-Kneipe zu trinken. Dort war viel los, aber wir ergatterten einen Tisch und saßen da nun direkt gegenüber und sahen uns an. Und plötzlich dort, war es um mich geschehen. Ich brabbelte plötzlich nur noch zusammenhangloses Zeug. Sie hatte schon Angst, daß ich heimlich Alkohol getrunken hätte, was ich doch vorher den Großmüttern hoch und heilig versprechen musste nicht zu tun. Doch ich merkte plötzlich, daß sich in mir etwas ganz neues regte, was ich bis dahin noch nicht gekannt habe. Ich war so überfordert damit, daß ich es ihr mitteilte. Ich hatte mich plötzlich in sie verliebt. Erst dachte sie, ich wolle sie veralbern, was sie ja aufgrund meines Aufzugs und des ganzen Abends annehmen musste, aber irgendwann merkte sie, daß ich nicht scherzte.

Nachdem es schon recht spät war, fuhren wir dann nach Hause ohne ein Wort zu sagen. Im Radio lief The Cure und machte die ganze Szene irgendwie surreal.
Vor dem Haus Ihrer Großeltern angekommen, verbrachten wir noch fast die ganze restliche Nacht im Auto mit beschlagenen Scheiben. Erst als der Morgen schon graute trennten sich unsere Wege für einige Stunden.
Die Beziehung die sich daraus ergab, hielt trotz der 380 Kilometer, die ich jedes zweite Wochenende hin und zurück fuhr ganze 2 Jahre, dann waren die fleischlichen Gelüste zu stark, die einem die ganze Woche über angeboten wurden.

Mein Lied war stellvertretend für die Zeit "How beautiful you are..."

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Wow! Das war genau die Entspannung zum Sonntag! Merci! Und How beautiful you are geht immer!

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Vielen Dank. Ich hoffe, ich konnte damit für Millisekunden von Steuersenkung für Besserverdienende, Lockerung des Kündigungsschutzes und die Nichteinführung von Mindestlöhnen ablenken.

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