Brighton Pier
Donnerstag, 26. August 2010
Auf dem Lande können die Blinden sehn und die Lahmen gehen
Nachdem ich gestern geschlagene 3 Stunden im Krankenhaus zugebracht hatte, nur um schriftlich bestätigt zu bekommen, was ich eh schon selber diagnostiziert hatte, weiß ich, daß sich in den letzten Jahren, in denen ich nicht in einem solchen Krankenhaus gewesen bin nichts getan hat, was Verbesserung von Leistungen angeht. Aber diesem jungen und erfolgreichelose Herr Rösler fällt ja nix besseres ein, als mal eben die Beiträge zu erhöhen, diesem Vollpfosten.

Was ich gar nicht mehr wusste, ist daß das Krankenhaus kein Krankschreibenden ausstellt, dazu muß man zum Hausarzt. Okay, dann hat sich der Besuch dort bis auf die obligatorische Ladung Becquerel nun gar nicht gelohnt.
Heute früh also überlegt, entweder zwei Dörfer weiter in Richtung Südwesten zur praktischen Ärztin oder 1 Dorf weiter Richtung Südosten zum allgemeinen Arzt. Allein der Unterschied von Praktisch und Allgemein verwehrt sich meines Verstehens. Dann schaut man einfach mal nach Arztsuche und stellt fest, daß der Allgemeine in der Kundenzufriedenheit vorn liegt, aha der schreibt wohl auf Wunsch krank. Die Praktikerin bietet dafür besten Service, aha, also die schreibt nicht sofort krank, aber dafür ist sie netter zum Klienten, oder wie?
Allein, man weiß es nicht.

Okay, als Mann mag man ja von einer den besten Service versprechenden Ärztin die dazu auch noch praktisch veranlagt ist, den idealen Kontakt zwischen Patient und Halbgott in Weiß herzustellen. Also, den 4 km weiteren Weg erwählt und losgefahren.
Nachdem ich dort dann vor der Praxistür stand, war mir auch klar, was praktisch bedeutet: Diese Frau ist im Urlaub, praktisch also nicht da. Das ist ja für mich jetzt nicht so praktisch, weil jetzt fahre ich die 10 km schwerverletzt zurück und muß dann zusätzlich 6 Kilometer Hin- und auch noch Rückweg zurücklegen.

Als ich dann vor der Tür des Allgemeinmediziners stand, sah ich, daß im Allgemeinen Donnerstags nur früh morgens 2 Stunden und nachmittags 2 Stunden zur Behandlung der hiesigen Dorfbevölkerung zur Verfügung stehen.

Also nachdem ich dann jetzt allgemein und praktisch vergeblich 32 km gefahren bin, werde ich heute Nachmittag das nochmals versuchen.

Es ist Nachmittags und ich sitze wieder schwerverletzt und blutüberströmt im Auto zum Meister über die gelben Urlaubszettel. Diesmal klappt es, und als ich eintrete sitzen auch nur bereits 3 alte Tanten im Warte- und Praxiszimmer. Da ich nicht genau weiß, wie das hier abläuft und die 3 wartenden Damen als schwere Fälle wähne, um die der schon selber sieche Doktor dann persönlich betreuen mag, stelle ich mich einfach mal neben die Frau am orangenen 80er-Jahre-Tresen, hinter dem der Landarzt sitzt und umständlich auf seiner Computertastatur herumklappert. Ich möchte jetzt nicht die ganzen normale Menschen zum Irrsinn treibenden Gespräche zwischen Fachmann und Patientin wiedergeben, aber das war schon eine kleine Schau.

Aber als ich da neben der älteren Frau, so stand, die gar nicht mehr wusste seit wann und überhaupt gegen was sie diese Pillen eigentlich einnahm, für die sie sich jetzt wieder das kontinuierliche Rezept ausstellen lassen wollte, standen nach und nach die anderen Frauen auch auf. Anscheinend lag ich falsch, daß sich jede vom Doktor im Nebenzimmer persönlich abgehört werden wollte! Es war vielmehr so, jede hatte Angst, daß ich Ihnen mit meinen Wünschen zuvorkommen könnte und dann nachher gar der Verschreibungsblock zuende geht. Also standen dann insgesamt an diesem winzigen Tresen in diesem recht kleinen Wartezimmer vor mir 4 Damen dichtgedrängt. Nach und nach öffnete sich noch die Tür nach außen und weitere 4 eingebildete Geronte Kranke trudelten ein und machten es sich stehend in dem Abstand (1,20 m) zwischen mir und der Tür und Tresen bequem. Irgendwann bekam der Arzt dann doch etwas Angst, als er diesen Pulk von Leuten vor sich stehen sah, die Panik in seinen Augen sehend, sofern noch klar des Blickes.

Dann endlich war ich an der Reihe. Kurze Schilderung, was mein Begehr ist, während ich die Bescheinigung des Krankenhauses, meine Versichertenkarte und einen 10 Euro-Schein vor mir auffächerte. Jaja, Ballspiele seien im allgemeinen (<- Aha!) in Ihrer Gefährlichkeit zu unterbewertet. Mit jedem Satz des Arztes hörte ich ein kollektives Stöhnen im Nacken, daß mir sagte, "Oooooh, Watt wolln se denn hier, dit is unsa Arzt und warum dauert dito solange bei Ihnen?"
Dann entdeckte der Arzt, daß meine Versichertenkarte seit 2 Monaten abgelaufen ist, die Kakophonie des Stöhnes erscholl aufs neue zu einem vermeintlichen Höhepunkt. Aber es ging auch noch lauter, da jeder verfehlte Anlauf des siechen Weißkittels irgendwelche Daten meiner ungültigen Karte in den Computer hineinzuklappern, durch einen Wechelgesang seines "Das klappt nicht!" gefolgt von einem Chor der Geronnte-Stöhnen ertönte.

Unendliche Minuten der Ewigkeit vergingen und ich glaubte mich schon in einen George-A.-Romero-Film zu befinden, nur darauf wartend, daß mich einer dieser Alten mit Föhnwelle und Veilchen-Aroma in den Hals beißen würde, so daß ich auch von da an als untoter Landarztpatient mein dasein friste, bis es plötzlich hieß, "Hier Ihre Krankmeldung für die 2 Wochen".

Schnell weg!
Noch im Auto musste ich hysterisch Lachen über die 2 Wochen, die bereits spätestens Dienstag vorbei sein werden…

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OT:
Was ich Ihnen mitgebracht hab (und da dachte ich wirklich an Sie und Herrn prieditis): Mod Club; Sektion St. Petersburg (oder sollten wir es besser Chapter/ Charter nennen anstatt Sektion?)



Ach ja: Was Ärzte/ Krankenhäuser angeht....der Schwager (Arzt) sagt: Zum Arzt gehen ist gefährlich. Oder: Lambarene ist überall: http://finkployd.blogger.de/stories/541288/

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Oh, das ist ein sehr nettes Mitbringsel. Darf ich unverschämterweise ein digitales Exemplar bei Ihnen in gänzlicher Größe anfragen...Sie haben Post, bald.

Ansonsten, ja nach aktuellen Erkenntnissen ist es wirklich gefährlich ins Krankenhaus zu gehen.
Beispielsweise als ich mit meinem Fuß in der Hand auf den ambulanten Arzt wartete, war auch ein Junkie da, der einfach raus und wieder rein (in den ambulanten Bereich) stromerte. Der stand auch ziemlich unter gifteinfluß und musste sich ständig irgendwo festhalten, damit er nicht lang hinschlug. Irgendwann bermerkte ich, wie ihm das Blut an Arm und Hand einfach so wie Wasser herunterrann. Er verteilte schön plakativ wie ein Jackson Pollock seine rote Farbe auf den Gängen und an den Handläufen. Nachdem das auch dem Fachpersonal aufgefallen war, dauerte es dann auch nur eine 3/4 Stunde, bis mal jemand mit ein und demselben Lappen das Blut so verteilte, daß es zwar nicht mehr zu sehen war, aber dafür an sämtlichen Klinken und Handläufen verteilt war.
Daheim habe ich mir erstmal ausgiebig die Hände gewaschen.

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Sie dürfen anfragen. Es ist bereits beinahe unterwegs. Sogutwie. Auf verschlungenen Pfaden. In Originalgröße. Und selbstnatürlich können Sie damit anstellen, was immer Sie möchten. Das Dingens ist so groß, das können Sie auf nen Meter ziehen :-)

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Klasse! Dann werde ich schonmal anfangen meinen hinteren Flur zu streichen, damit das da gut hinpasst. :-)

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